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Efeu im Garten

Er wird meist genauso verteufelt wie Koniferen: der Efeu. Und doch muss ich auch für ihn eine Lanze brechen!

 

So, wie er bei unkontrollierter Eroberung von Gebäuden und Gärten viel Schaden anrichten kann, so nützlich ist er (vor allem im Alter) in der Natur. Wenn man ein paar wenige Dinge beachtet, dann ist Efeu definitiv kein „Schädling“, sondern in seiner Nützlichkeit eine große Bereicherung für den Garten.

 

Keine Frage, wer schon einmal händisch einen halben Meter Efeudickicht von vielen Quadratmetern Erdoberfläche entfernt hat, der wird ihn (aber hoffentlich nur in diesem Moment) verteufeln. Auch ich durfte diese unschöne Erfahrung schon machen. Und trotzdem habe ich einen Teil davon erhalten und in meine Gartengestaltung einbezogen! Denn wenn man es gar nicht erst soweit kommen lässt, dass er unkontrolliert alles überwuchert, sondern bei einem geplanten Bewuchs von Mauern, Zäunen oder Bäumen am Boden liegende Ranken sofort entfernt, hat man mit Efeu nicht viel Arbeit, einen schönen immergrünen Blickfang, und man tut der Tier- und Pflanzenwelt einen großen Gefallen.

 

Ich habe etwa 30 Meter Maschendrahtzaun blickdicht mit Efeu bewachsen (im Bild links gelbgrün markiert, das Haus gehört zum Nachbargrundstück) – eine einzige alte Pflanze, die ihm Spätherbst wunderbar blüht, im Winter blauschwarze Beeren entwickelt und sehr beliebt ist als Unterschlupf und Nistplatz für Vögel sowie als Futterpflanze für Rehe. Ich habe viele Rehe, aber sehr wenig Verbiss an Edelrosen, Obstgehölzen und anderen Zierpflanzen, denn sie fressen lieber an Efeu und wilden Heckenrosen, die davon keinen Schaden nehmen. Als spät im Jahr blühende Bienenweide ist Efeu sehr wertvoll, allerdings blüht er erst in hohem Alter.

 

 

Aus den Beeten vor dem Efeuzaun (Stauden, Zwiebelblumen, Himbeeren) entferne ich, immer wenn ich eine sehe, sozusagen im Vorübergehen, auf dem Boden liegende Ranken. Einmal im Jahr, im Herbst, wenn die Beete nackt und kahl daliegen, gucke ich genauer und mache das weg, was ich übers Jahr übersehen habe. Das ist in höchstens einer halben Stunde erledigt, denn die Ranken sind noch nie so fest eingewachsen, dass ich dafür Gerätschaften bräuchte. Mit einem Ruck daran ziehen und gut. Das lockert auch gleich die Erde schön auf!

 

 

An anderer Stelle meines Gartens hat sich Efeu in einen alten Apfelbaum gerankt (rechts der in Bildmitte der blühende Baum). Er trägt trotzdem jedes Jahr reichlich Früchte, und in seinem Efeugewand brüten viele Vögel. Auch diese Efeupflanze ist schon so alt, dass sie blüht. Ihre Bodenranken liegen in der Wiese, werden mit abgemäht und haben keine Chance zum dauerhaften Einwurzeln und Festwachsen.

 

An eine Eiche auf meinem Grundstück habe ich letztes Jahr einen Efeu gepflanzt, er soll an ihr hochwachsen.

 

 

Bäumen schadet es in der Regel nicht, wenn sie von Efeu berankt werden. Der Efeu entzieht ihnen weder Säfte (seine Haftwurzeln dringen gar nicht bis in die saftführenden Holzschichten vor), noch ist er in der Lage, die Rinde zu zerstören. Efeu ist keine Schlingpflanze. Er erwürgt den Baum auch nicht – im Gegenteil, Studien haben ergeben, dass der Dicken-Jahreszuwachs bei efeubewachsenen Bäumen sogar höher ist als bei welchen ohne Efeu. Efeu raubt der Krone ausgewachsener Bäume auch kein Licht, da er sich auf die zentralen Hauptäste beschränkt, während das Gros der Laubmasse und die Fruchtansätze sich an der Peripherie der Krone befinden. Nur bei kleinen und jungen Bäumen kann es vorkommen, dass er die die Krone vollständig überwächst und dem Baum damit schadet. In diesem Fall sollte man die Krone soweit von den Ranken befreien, dass ein Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Wenn man das rechtzeitig und regelmäßig ausführt, ist auch das kein großer Aufwand. Efeu am Stamm ist überdies eine natürliche Isolierung gegen zu starke Sonneneinstrahlung und tiefe Fröste.

 

Nachlesen kann man das übrigens alles sehr plausibel und ausführlich erklärt im Baumpflegeportal: Der Mythos vom Efeu, der die Bäume kaputt macht und in der Veröffentlichung des Bundes für Umwelt und Naturschutz: Efeu an Bäumen – ein Problem? Was wir über die Wirkung einer außergewöhnlichen Pflanze wissen“ (PDF-Datei).

 

 

Efeu im Garten halte ich nicht für problematisch, vorausgesetzt, man hält ihn ein wenig im Zaum.

 

An Gebäudefassaden möchte ihn nicht, aber alte, hässliche Mauern kann man mit ihm wunderbar begrünen. Dieser Blick aus meiner ehemaligen Wohnung war auf jeden Fall wesentlich angenehmmer als der auf eine halb verfallene Mauer ohne grün.

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